KredoReportagen

Performances in Wohnungen, Villen, Vereinsheimen 

„X-Erinnerungen“ führt ein Wochenende lang an private und öffentliche Orte in St. Pölten – und überrascht die Besucher:innen mit einem einzigartigen Mix aus Kunst, Theater und Musik.

Text: Magdalena Willert

Die „Spurensuche in St. Pölten“, wie das Programmheft X-Erinnerungen beschreibt, kommt wie eine Art Schnitzeljagd daher. In die Karte, die die Teilnehmer:innen am Startpunkt bekommen, ist der Pfad zu den unterschiedlichen Performance-Schauplätzen eingezeichnet. Mit einer verschriftlichten Wegbeschreibung und den Adressen landet man mit Sicherheit am richtigen Ort und kann sein Handy samt Google Maps stecken lassen. 

Teilnehmer:innen wählen beim Ticketkauf einen genauen Zeitslot zwischen Freitag, 28. Juni, und Sonntag, 30. Juni, aus. Alle zehn Minuten macht sich eine Zweiergruppe auf den Weg entlang ihrer Route. Was in einem leer stehenden Lokal am Hauptbahnhof startet, erstreckt sich an drei wählbaren Routen entweder durch den Norden, durch den Süden oder durch das Zentrum von St. Pölten. Entlang dieser Routen wurden insgesamt 21 (halb-)öffentliche oder private Orte gewählt, die von österreichischen und internationalen Künstler:innen als Bühne ihrer kurzen Theaterstücke, Konzerte, Installationen oder Performances genutzt werden.  

Ende Juni führte „X-Erinnerungen“ die Besicher:innen an ungewöhnliche Orte in St. Pölten. (Foto: TangenteSt.Pölten/X-Erinnerungen)

Mittendrin in der Performance 

So klingeln die Teilnehmer:innen an den Toren privater Villen, werden in enge Wohnungen gebeten, suchen fast vergessene Vereinsheime auf oder betreten verlassenes Fabriksareal. Zwischen den Stationen immer ein kurzer Spaziergang. Plötzlich passiert es, dass man aus der Rolle der Zuseherin oder des Zusehers heraustritt und selbst Teil der Performance wird – nicht selten auf höchst überraschende Weise. Die Künstler:innen teilen in ihrer Kunst bzw in ihren Darbietungen persönliche Erinnerungen oder auch Erinnerungen ihrer Vorfahren. Oft aber bedienen sie sich reiner Imagination. Und das alle zehn Minuten aufs Neue.  

„X-Erinnerungen“ wurde von Matthias Lilienthal, Friederike Kötter und Helena Eckert kuratiert. Lilienthal hat das Format 2002 ursprünglich unter dem Namen „X-Wohnungen“ ins Leben gerufen und es unter anderem in Berlin, São Paulo, Johannesburg, Warschau und 2009 auch in Wien umgesetzt. Die Tangente St. Pölten holte für „X-Erinnerungen“ internationale Gesichter in die Stadt, darunter den syrisch-palästinensischen Schriftsteller Abdalrahman Alqalaq, die Konzept- und Tanzkünstlerin Marga Alfeirão, die Choreografin Dana Michel oder den Theatermacher Tim Etchells. Vertreten sind zudem heimische Künstler:innen wie Studierende der Angewandten Wien oder Akteur:innen mit direktem St.-Pölten-Bezug. So auch die Audiokünstlerin Elisabeth Weilenmann oder die in Wien lebende DJ und Künstlerin Seba Kayan. Sie wurde in St. Pölten geboren und ist in der Arbeitersiedlung der Glanzstofffabrik, wo ihr Vater arbeitete, aufgewachsen.

Für das abschließende Theaterstück der Route Nord geht es mit Rikscha zu den Viehhofner Seen. (Foto: TangenteSt.Pölten/X-Erinnerungen)

KREDO bei X-Erinnerungen

Die Besucher:innen von X-Erinnerungen konnten drei verschiedene Routen durch die Stadt bereisen. KREDO hat alle drei besucht:

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